Radio Art As Media Art

Keynote mit Peter Weibel
Dienstag, 5. November - 13.00 Uhr

„Medienkunst“- seit mehr als vier Jahrzehnten wissen wir, was das ist. Doch wie ist das Radio dort einzuordnen? Was macht dieses faszinierende Hybridmedium zu einer kulturellen Instanz?
Ist es vielleicht seine wirkungsästhetische Eigenart, die gleichzeitig als Rhythmuserfahrung, Narrations- und Klanggenerator, als unsichtbar Ephemeres und – über die Stimme – als stark körperliche Präsenz in Erscheinung tritt?
Oder liegt es daran, dass das Radio ein Zuhause ist für das gesprochene Wort, das akustisch assoziative Schreiben, das künstlerisch reflektierte Denken sowie für suggestiv-flüchtige Klänge oder die bildlosen Strukturen der Musik?
Vielleicht fasziniert auch die radiotypische Spannung, aus der Distanz in die Nähe zu wirken: diese Fähigkeit, ein Massenpublikum als Einzelperson zu berühren?
All diese Fragen stehen am Beginn des Symposiums, und sie müssen gestellt werden, denn es gilt hervorzuheben, dass dieses „heiße Medium“ (McLuhan) seit seinen Anfängen mehr ist als nur Empfangsapparat:
Es ist zu gleichen Teilen Anregungs-, Produktions- und Präsentationsraum unterschiedlichster Positionen der bildenden Kunst, Musik, Literatur und Performance Art, des avancierten Theaters, der politisch-künstlerischen Debatte und – nicht zu unterschätzen – der zerstreuenden Unterhaltung. In dieser Funktion war das Radio immer ein Magnet für die Künste – ein Phänomen, das sich in letzter Zeit intensiviert hat.

Peter Weibel

Peter Weibel, bildender Künstler, Kurator und Kunst- und Medientheoretiker. Ab 1964 performative Aktionen, welche die „Medien“ und interaktive elektronische Umgebungen untersuchen. Aktionen mit Vertretern des Wiener Aktionismus, ab 1966 Arbeit mit Valie Export, Ernst Schmidt jr. und Hans Scheugl an einem „erweiterten Kino“. Ab 1976 Lehrtätigkeit an zahlreichen Hochschulen, seit 1999 Vorstand des ZKM. Lebt und arbeitet in Karlsruhe.